„Orthomolekulare Medizin ist die Erhaltung guter Gesundheit und die Behandlung von Krankheiten durch Veränderung der Konzentration von Substanzen im menschlichen Körper, die normalerweise im Körper vorhanden sind“. Diese Zeilen wurden 1968 im renommierten Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht, und Autor war kein geringerer als der zweifache Nobelpreisträger Linus Pauling (1901-1994). Er prägte die Orthomolekulare Medizin wie kein anderer.
Das Konzept beruht auf der Erkenntnis, dass kein Lebewesen in einer perfekten, für sein Überleben optimalen Welt lebt. Alle Nährstoffe, die der Mensch benötigt, müssen im Körper in einer optimalen Zusammensetzung vorhanden sein.
Der Zusammenhang mit der Ernährungslehre und Diätetik liegt daher nahe. Orthomolekulare Medizin entspricht damit in idealer Weise dem bereits von Erasistratos (250 n. Chr.) aufgestellten Prinzip „Denn es ist viel besser, Krankheiten gar nicht erst entstehen zu lassen, als sie zu bekämpfen.“
Bei dem Wort „orthomolekular“ handelt es sich um einen Mischbegriff aus dem griechischen Wortschatz „orthos“, d.h. gut oder richtig und aus dem Lateinischen „molekular“. Das ist ein Begriff für die kleinste zusammengesetzte Baustruktur der Substanzen, also die Moleküle.
Orthomolekulare Medizin ist deshalb in erheblichem Maße Ernährungsmedizin. Unsere Gene und physiologischen Funktionen unterscheiden sich praktisch nicht von denen unserer Urahnen, die als Jäger und Sammler gelebt haben. Erst seit 500 Generationen wird Landwirtschaft betrieben. Vor 10 Generationen begann das Industriezeitalter und erst seit 2 Generationen verzehren wir hochgradig prozessierte Lebensmittel. Unsere Urahnen leben überwiegend von Früchten und Blättern mit hohem Antioxidantiengehalt sowie Wild. Erst nach Wandlung in eine Agrargesellschaft besteht unsere Nahrung in einem großen Umfang aus pflanzlichen Speicherstoffen und Haustieren. Die Mikronährstoffzufuhr betrug deshalb in der Urzeit ein Vielfaches desjenigen von heute.
Daher kann laut wissenschaftlichen Faktoren gesagt werden, dass der überwiegende Teil aller Krankheiten insbesondere in den westlichen Industrieländern, durch mangelhafte oder falsche Ernährung verursacht werden. In der orthomolekularen Medizin wird versucht, durch Vitamine, Antioxidantien, Mineralstoffe, Spurenelemente, sowie bestimmte Fett- und Aminosäuren, Prozesse zu beeinflussen. Dabei wird davon ausgegangen, die Ursache und die Symptome von Erkrankungen zu behandeln. Dementsprechend wird eine eher langsame Wirkweise erwartet.